Geschichte und Geschichten 
rund um die Dorfkirche

 

Aus der Geschichte der Dorfkirche
Die Kirche als Denkmal
Das Rätsel von der Glocke
Pirminius - der Bischof im Wappen
Kirche aktuell

 

  Aus der Geschichte unserer Gemeinde  

Queichhambach gehörte einst zum Kloster Hornbach

Eine Urkunde aus dem Jahre 1283 berichtet, dass Conrad von Ochsenstein seine im Queichtal gelegenen Besitzungen – darunter auch Queichhambach – an das Kloster Hornbach verkaufte. Das Dorf war Mittelpunkt eines Gerichtsbezirks, der vom neben der Kirche gelegenen Fronhof aus verwaltet wurde. Über die damalige Kirche wissen wir allerdings nichts. Und Über­legungen, dass die erstmals 1274 erwähnte Kirche dem im Jahre 753 verstorbenen Klostergründer Pirminius oder aber dem hl. Laurentius geweiht war, beruhen einzig und allein auf Spekulationen.


Das Dienstsiegel des Schultheißen von Queichhambach im Museum unterm Trifels in Annweiler
 

Überliefert ist jedoch ein 1496 nachgewiesenes Gerichtssiegel mit der Umschrift „S·Sancti Pirminii Villæ Qvaich Hambach”, das das Bild des Pirminius trägt. Dieses Motiv wurde später in das Ortswappen übernommen. Und die Ländereien, die zum Kloster Hornbach gehörten, wurden als „Pirminiusland” bezeichnet. Mit der Reformation ging der Klosterbesitz an das Herzogtum Zweibrücken über.

Queichhambach besaß Jahrhunderte lang einen eigenen Pfarrer, doch das Pfarrhaus befand sich seit dem 16. Jahrhundert in einem schlechten Zustand, und immer wieder beklagten sich die Pfarrherren, dass es durch das Dach herein regne. 1669 wurde das lutherische Pfarramt nach Annweiler verlegt, da dort ein zweiter Pfarrer notwendig erschien.

Die heutige Kirche wurde 1739 erbaut und Pfarrer Kempf aus Annweiler hielt die erste Predigt. Doch auch wenn die Seelsorge fortan durch das Pfarramt II in Annweiler wahrgenommen wurde, blieb Queichhambach eine eigene Kirchen­gemeinde, zu deren Kirchspiel außer Gräfenhausen auch die Prostestanten von Eußerthal gehörten.

Mit der Auflösung der Pfarrei II im Jahr 2006 kam die Kirchengemeinde „Queichhambach-Gräfenhausen” an das Pfarramt Rinnthal. Während der seit 2009 bestehenden Vakanz wurde die Kirchengemeinde dann von Annweiler aus betreut.

Mit Wirkung vom 1.5.2012 wurde im Rahmen weiterer Sparmaßnahmen der Landeskirche das Pfarramt Rinnthal aufgelöst. Und die Kirchengemeinde Queichhambach mit dem Ort Gräfenhausen wird künftig wieder der Pfarrstelle in Annweiler zugeordnet.

Rudolf Wild

(aus: Unsere Kirche - Unsere Gemeinden, Nr. 2 / 2012)


Aus der Geschichte der Dorfkirche

1739 Die neue Kirche ist endlich fertig. Das Jahr der Fertigstellung steht in Stein gemeißelt über dem Portal sowie in eisernen Buchstaben an der Ostseite des Turmes. Die Einweihung der Kirche ist im Kirchenbuch folgendermaßen festgehalten:
„Anno 1739 ist die Kirche zu Queichhambach neu erbaut worden und hat Pfarrer Kempf die erste Predigt darin gehalten“.

aus: Gemeindebrief Nr. 54, März 1989
 

PROTEST. KIRCHE.   Filiale   von Annweiler. ...

Die Kirche mit Pastorie   wird erstmals 1274 erwähnt. Damals besaß das Kloster Hornbach den Pfarrsatz, der nach dessen Aufhebung (um 1556) an den Herzog von Zweibrücken überging. ... Die Kirche war dem hl. Pirminius geweiht. Vor der Reformation gehörte die Pastorie zum Landkapitel Herxheim. Um 1523 kam die Pfarrei an die Reformierten. Seit 1669 Filiale von Annweiler.
Die mittelalterliche Kirche wurde 1739 umgebaut (Jahreszahl am Portal), der Turm im gleichen Jahr erneuert.
Beschreibung: Eingezogener, quadratischer Chor im Ostturm. Schiff mit drei Fensterachsen. Beide mit flacher Holzdecke. Der Chorbogen ist rundbogig erweitert. Die Chorwände haben innen eine Holzverkleidung. An drei Seiten des Schiffes umlaufende Empore auf geschwellten Holzpfeilern; Brüstung geschlossen, mit Felderteilung. Fenster rundbogig vergrößert, mit Hausteinumrahmung; barock. An der Nordseite des Schiffes gegen Osten zu halbkugelförmige Ausflußnische. Das Portal trägt die Jahreszahl • 1 • 7 • 39. Es hat geraden Sturz mit Gesims und Giebelaufsatz, im Giebelfeld Querovalfenster . Der Bau ist ohne Sockel. Der gedrungene, ungegliederte Turm hat drei nur durch Lichtöffnungen angedeutete Geschosse und vierseitigen Spitzhelm. ... An seiner Ostseite die Jahreszahl 1739 in Eisenbuchstaben.
Kanzel. Nördlich am Chorbogen. Um 1739. Ein achteckiger Holzpfeiler trägt den polygonalen Korpus. An den Seiten geschweifte Füllungen.
Orgelgehäuse. Barock. einfach, mit Resten von Laubwerkschnitzereien.

aus: Die Kunstdenkmäler der Pfalz, Bd. IV. Bezirksamt Bergzabern, München 1935


Auf Grund des Landesgesetzes zum Schutz und zur Pflege der Kulturdenkmäler setzte die Kreisverwaltung, im Einvernehmen mit der Denkmalbehörde und nach Anhörung der Eigentümer, die protestantische Kirche in Rinnthal und jene in Queichhambach unter Denkmalschutz. ...

aus: Heimatjahrbuch 1981 Landkreis Südliche Weinstraße

Das Rätsel von der Glocke

In zahlreichen Pfälzer Sagen hören wir von Glocken, die im Krieg versteckt wurden, damit sie nicht abgeliefert werden mußten. Eine Geschichte dieser Art kann Queichhambach nicht bieten; dafür muß sich in den beiden Weltkriegen in Albersweiler und Queichhambach eine Verwechslungsgeschichte abgespielt haben, die einem Krimi nahekommt. Und es mußten Jahrzehnte vergehen, bis jemand merkte, daß die Akten nicht mit der Realität übereinstimmten.

Das Rätselraten begann, nachdem Pfarrer Leonhard im Sommer 1996 bei Herrn Großhans angerufen hatte und ihn bat, doch einmal nachzusehen, wie alt die älteste Queichhambacher Glocke sei. Herr Großhans hätte es sich einfach machen können und in die Akten zu schauen – aber nein, er stieg auf den Kirchturm, um an der großen Glocke die Zahl 1846 abzulesen. Aber eine solche Glocke war gar nicht in den Akten verzeichnet – und wo war die Glocke von 1840 geblieben? Verliert sich ihre Spur wie die jener Glocken, die 1722, 1771 und 1812 in Queichhambach angeschafft worden waren?
Der Glockensachverständige bezichtigte unseren Presbyter gar, er könne eine 6 nicht von einer 0 unterscheiden. Aber nicht nur die Jahreszahl stimmte nachdenklich, da war auch noch eine Inschrift:

Angeschaft aus milden Beitragen
der kath. Bürger zu Albersweiler unter
der Leitung des Pfarrers B. Aleiter.
1846
– und ein 9 cm hohes Madonnen-Relief.

In alten Unterlagen ließ sich feststellen, daß 1845 eine solche Glocke  gegossen von  Friedrich  Lindemann  in Zweibrücken worden war. Die unterschiedlichen Jahreszahlen 1845 / 1846 sind möglicherweise damit zu erklären, daß die kleinste Glocke nicht rechtzeitig fertig wurde oder noch einmal umgegossen werden mußte.
Als in der Festschrift „150 Jahre Pfarrkirche St. Stephanus Albersweiler“ 1995 die alten Glocken beschrieben wurden, ahnte dort niemand, daß eine dieser Glocken in Queichhambach erhalten geblieben ist. „Die 3. Glocke (Ton H) wog 412 Pfund, zeigte - ebenso wie die 2. Glocke - Maria mit dem Jesuskind und kostete 500 Gulden, die aus Spenden der Katholiken aufgebracht wurden. ... Die Glockenweihe erfolgte im November 1845.“
 

Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung wurde1921 diese Glocke im geschmückten Fuhrwerk aus Albersweiler nach Queichhambach gebracht. Die Kirchengemeinde war jedoch  damals so knapp bei Kasse, daß sie nicht einmal ihren Kostenanteil an einer gebrauchten Glocke aufbringen konnte! —
Wenn in den Queichhambacher Unterlagen von 1942 eine Glocke mit 240 kg aus dem Jahr 1864 verzeichnet ist, dann kann das nur bedeuten, daß im 1. Weltkrieg bei der Ablieferung der Glocken die größere Glocke auf dem Turm blieb, obwohl nur die jeweils kleinste verbleiben durfte.  An der prot. Pfarrkirche in Albersweiler ging man ähnlich vor, dort blieb angeblich eine Glocke von 300 kg im Turm, die verbliebene Glocke wog 1942 jedoch 880 kg.
Als 1942 erneut Glocken „zur Sicherung der Metallreserve für eine Kriegsführung auf lange Sicht“ beschlagnahmt wurden, hätte man eigentlich merken müssen, daß in der Queichhambacher Buchführung etwas nicht stimmte, denn für die beiden Glocken war mit je 240 kg das gleiche Gewicht verzeichnet. Die Glocke Nr. 1 von 1864 mit 78 cm Ø wurde abgeliefert, die kleinere Glocke mit 72 cm Durchmesser — angeblich 1840 von Lindemann gegossen — verblieb im Turm. So blieb damals die aus Albersweiler stammende Glocke erhalten.
 

Die Zahl 1840 läßt sich vielleicht darauf zurückführen, daß 1918 im Meldebogen der kath. Pfarrkirche Albersweiler für die 206 kg schwere Glocke Nr. 3 bei der letzten Ziffer des Datums eine 5 mit einer 6  übertippt wurde, so daß man das Ergebnis als 8 oder 0 lesen kann. So wurde die falsche Zahl abgeschrieben und 1942 in Queichhambach eine Glocke von 1840 aufgeführt — doch die hat es wohl nie gegeben. Überhaupt wurden die Meldebögen für die Glocken recht oberflächlich geführt. Die 1864 für Queichhambach angefertigten Glocken wogen 240 und 117 kg — 1917 waren sie jedoch mit 120 und 80 kg verzeichnet.
Für die kath. Kirche Albersweiler läßt sich eine weitere Glocken-Verwechslung belegen. Dort wurde, wie man behauptet, bei der Anschaffung des neuen Geläuts im Jahre 1950 „die einzige noch aus dem Jahre 1845 stammende Glocke, die beide Kriege überdauert hatte ... zur 4. Glocke umgegossen.“ 1942 waren aber nur Glocken aus dem Jahr 1921 verzeichnet gewesen. Die Glocke, die damals angeblich eingeschmolzen wurde, hängt noch immer  in Queichhambach.
 

Als 1950 das Geläute in Queichhambach wieder vervollständigt wurde, gelang es  trotz aller falschen Angaben – für die verbliebene Glocke ist abwechselnd die Tonhöhe H, cis oder c“-3/16 angegeben – bei der Gießerei F.W. SCHILLING IN HEIDELBERG eine passende „Vorratsglocke“ zu finden, die eigentlich für die Gemeinde Reinhardshofen bestimmt gewesen war. Diese Glocke hätte ein es“ werden sollen, bekam aber die Tonhöhe d“-2, so daß sie mit dem dortigen Geläute nicht harmonierte.  

Aber eine katholische Glocke in einer protestantischen Kirche gibt es nicht in jeder Gemeinde — betrachten wir dies als ein Zeichen gelebter Ökumene. Hierzu paßt auch die Inschrift der kleinen Glocke, ein Spruch in Anlehnung an Lukas 9, 60:

 GEHET HIN UND VERKÜNDIGT DAS REICH GOTTES.

Mögen die Glocken uns unterstützen, dieses Wort zu erfüllen —
und niemand soll sie je wieder zum Schweigen bringen dürfen!

 


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Textauszüge aus: Queichhambacher KirchenZiegel 1997 (vergriffen) – Belegexemplar in der Landesbibliothek Speyer

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